„Der Junge muss an die frische Luft“
Dieser Film wurde nach der gleichnamigen Autobiographie von Hape Kerkeling verfilmt und entführt den Zuschauer in dessen Kindheit und Familiengeschichte. Und die ist alles andere als nur leicht und komisch. Wir bekommen kindliche Einblicke in das Aufwachsen mit einer Mutter, die psychisch erkrankt. Der Film ist eine gute Werbung für den narrativen Ansatz – die Kunst, eine traurige Geschichte, so zu erzählen, dass sie nicht nach unten zieht, sondern Mut macht auf das Leben, wie es eben so passieren kann. Man weint mit und lacht sich die Tränen in der nächsten Szene weg.
Durch eine grandiose Besetzung des kleinen Hans-Peters und seiner Familienmitglieder bezaubert der Film und geht unter die Haut. Er ist eine Zeitreise in die 70er Jahre, und sorgt nicht nur beim älteren Kinopublikum für heitere Wiedererkennungsmomente.
Beeindruckt hat mich die Wärme, mit der Menschen beschrieben werden – mit all ihren Stärken, Macken und Nöten. Und spätestens jetzt weiß ich, woher Hape Kerkeling seine Inspiration hat: Beobachtung seiner Mitmenschen.
Der Film eignet sich hervorragend, um anschließend
a) systemische Hypothesen zu Familienaufträgen aufzustellen oder
b) in einen Diskurs über Resilienzfaktoren einzutauchen oder
c) die eigene Emotionsbreite und Mitschwingungsneigung zu reflektieren.
Geht doch mal in der Peergroup oder mit ein paar alten systemischen Kollegen*innen ins Kino! Viel Spaß dabei und ... Taschentücher für Tränen aller Art nicht vergessen!
Claudia Dahm-Mory